Omas Weihnachtsgeschichte aus ihrer Kindheit
Für meine Enkel bin ich die Gunda-Oma und inzwischen 76 Jahre alt. Am ersten Weihnachtsfeiertag besuchen mich immer meine Kinder und bringen natürlich meine drei Enkelkinder mit. Nach dem gemeinsamen Mittagessen muss ich auf der Wohnzimmer-Couch den drei Kindern immer die Weihnachtsgeschichte von meinem schönsten Weihnachtsfest in meiner Kindheit erzählen.
Ich war damals 7 Jahre alt. Zu meiner Zeit war es nicht wie heute, dass man als Kind nur einen Wunsch äußern musste und ihn dann auch relativ zeitnah erfüllt bekam. Nein damals konzentrierte sich das Geschenke-Bekommen im Wesentlichen auf einen Tag im Jahr, und das war Weihnachten. Für uns Kinder waren die Spielsachen das Wichtigste: Für mich als Mädchen stand eine eigene Puppe ganz oben auf dem Wunschzettel. Ja, eine eigene, denn mit der Puppe meiner großen Schwester durfte ich schon ab und zu mal spielen, aber nur, wenn es meiner Schwester gerade Recht war.
Bis dahin hieß es immer, ich sei noch zu klein für eine eigen Puppe. Wie schon die letzten beiden Weihnachten hoffte ich auch diesmal, dass ich in den Augen des Christkindes endlich groß genug wäre.
Bei uns zuhause wurde damals der Weihnachtsbaum im Esszimmer aufgestellt. Mitten im Zimmer stand der große Esstisch. Wie üblich hatte jeder seinen festen Platz, ich als Jüngste saß neben meiner Mutter. Die für uns Kinder unendlich lang andauernde Prozedur war immer die gleiche: Das Esszimmer wurde abgesperrt, damit das Christkind in aller Ruhe den Weihnachtsbaum schmücken konnte. Anschließend legte es auf jeden Platz am Tisch ein Geschenk ab, um danach mit dem Bimmeln des kleinen Glöckchens zu signalisieren: Ich bin fertig!
Für uns ungeduldige Kinder bedeutete das, wir durften endlich ins Zimmer. Für mich sollte dieses Weihnachten das schönste werden, an das ich mich auch noch nach so vielen Jahren immer noch genau und gerne erinnere. Als ich auf meinen Platz schaute, traute ich meinen Augen fast nicht: Heuer saß doch tatsächlich meine Puppe mit langen Haaren und rotem Kleid da. Ich konnte es kaum fassen. Vor lauter Freude vergaß ich ganz, nach den Geschenken meiner Geschwister zu sehen, sodass ich am nächsten Tag nachfragen musste, was sie denn für ein Weihnachtsgeschenk bekommen haben.